Bei der AsstrA-Associated Traffic AG in Zürich gewinnt die Projektlogistik einen zusehends höheren Stellenwert. Auch Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum nehmen das Angebot des internationalen Transport- und Logistikdienstleister verstärkt in Anspruch, insbesondere nach Russland, Zentralasien und China.
WIEN. Einmal ist keinmal, besagt ein Sprichwort. Folglich nahm der Autor dieses Beitrages die Antwort eines Gesprächspartners aus der verladenden Wirtschaft zwar mit Interesse zur Kenntnis. Jedoch maß er ihr zunächst keine besondere Bedeutung bei. Es ging um die im Rahmen eines Interviews gestellte Frage an den Logistikchef eines namhaften Konzern aus der Holzwerkstoffindustrie, ob ihn ein Logistikdienstleister in letzter Zeit besonders positiv überrascht habe. Der gute Mann sammelte kurz seine Gedanken und nannte dann zwei Unternehmen mit Spezialisierung auf die Planung, Organisation und Abwicklung von internationalen Projekten. Eines hat seinen Sitz in Südtirol, das andere in der Schweiz.
Bei dem eidgenössischen Anbieter handelt es sich um die AsstrA-Associated Traffic AG. Das 1993 gegründete Unternehmen ist mit Transportlösungen im Auftrag von meistens europäischen Unternehmen nach Russland sowie Zentralasien groß geworden. Es beschäftigt mittlerweile mehr als 1.000 Mitarbeitende an 31 Standorten in 17 Ländern und hat in 2018 mit der Abwicklung von 141.500 Transporten einen Umsatz in Höhe von 287 Mio. Euro erwirtschaftet. Damit wurde der Vergleichswert des Vorjahres um 17 Prozent übertroffen, was einerseits von der Ausweitung des Leistungsspektrums und andererseits von der kontinuierlichen Ausdehnung der Länderpräsenz herrührt.
So organisiert AsstrA für Weltkonzerne aus allen Branchen heute nicht nur klassische Straßentransporte, sondern auch die Projektlogistik für neue Werkstandorte in Russland und Zentralasien. Das ist schon bei einer langfristigen Vorbereitung herausfordernd genug. Schließlich sind die einzelnen Länder in dieser Weltregion nicht für einfache Zollverfahren bekannt. Richtig spannend wird die Sache aber dann, wenn alles schnell und trotzdem zuverlässig über die Bühne gehen muss. So geschehen im Vorjahr beim Bau eines Kraftwerks in Kasachstan. Hier erhielt die Firma AsstrA den Auftrag für das Management der Transporte zur Baustelle. Der Projektumfang umfasste 393 Frachteinheiten, die mit 550 Lkw-Fahrten von Ladestellen in Deutschland, Niederlande, Polen und der Slovakei zum Ziel spediert wurden.
Damit dabei alles seine Ordnung hatte, richteten die Projektlogistik-Spezialisten von AsstrA zwei Konsolidierungsstandorte in Deutschland und Polen sowie eine vorgeschaltete Empfangsstation für die Zollabfertigungen in Kasachstan ein. Die letzte Etappe zur Baustelle legten die Sendungen als Zollwaren zurück. „Es verlief praktisch alles wunschgemäß“, freut sich Yulia Sadovodova im Gespräch mit der Österreichischen Verkehrszeitung. Die Leiterin der Vertriebsabteilung Projektlogistik bei AsstrA verständigt sich mit den Kunden in Zentraleuropa wahlweise in deutscher oder englischer Sprache. Ihr Team beherrscht aber auch alle anderen Sprachen, und das ist ein großer Vorteil im Umgang mit den Behörden sowohl in Europa als auch in Russland und Zentralasien.
„Wir kommunizieren mit Versendern und Empfängern in der jeweils bevorzugten Sprache“, betont Yulia Sadovodova.
Laut ihren Angaben benennt AsstrA für jedes Projekt ein eigenes Team mit einem Verantwortlichen, das einerseits die Transporte per Lkw, Bahn, Binnenschiff, Hochseeschiff und Luftfracht koordiniert, sowie andererseits alle Aufgabenstellungen auf dem Gebiet der Dokumenten- und Papiererstellung für die Zoll- und Akkreditivverfahren betreut. In der Projektlogistik sei jeder
Auftrag etwas ganz Besonderes und mit keinem vorangegangenen Geschäftsfall vergleichbar, wird in der Firmenzentrale betont. In letzter Zeit registriert das Unternehmen vermehrt Anfragen von Konzernen aus dem Anlagen- und Maschinenbau für Transportlösungen nach Usbekistan. In den Wochen nach dem Gespräch mit dem Logistikmanager aus der Holzwerkstoffindustrie wiederholte der Berichterstatter bei ein paar anderen Großverladern die Fragestellung nach besonders aufmerksamen Logistikdienstleistern. Dabei zeigte sich mehrmals, dass die AsstrA-Associated Traffic AG dem Kreis der Anbieter mit Hauptaktivitäten in Osteuropa – zuzüglich Baltikum – und Russland bis nach Zentralasien und teilweise zugerechnet wird. AsstrA engagiert sich seit 15 Jahren in der Projektlogistik. Beim ersten Großauftrag betreute das Unternehmen für die SMS group die Versorgung der Baustelle für ein Metallwerk in Weißrussland. Dadurch wurden weitere Anlagen- und Maschinenbauer auf das Unternehmen aufmerksam, darunter Knauf, Kronospan, Linde, SKF und Zeppelin. So entstand ein neues Geschäftsfeld, das vor fünf Jahren den Status als eigene Abteilung erlangte. Deren Aktivitäten sind geprägt von sehr persönlichen Kundenbeziehungen mit der Bereitschaft zur jederzeitigen Information und Kommunikation. Dazu kommen die mehrheitlich sehr individuellen Bedürfnisse der Auftraggeber, was den Mitarbeitenden in den Projektteams ein hohes Maß an Kreativität abverlangt. Wobei es schon einen Unterschied ausmacht, ob man einen 20 Meter langen Wagen für die Moskauer Metro oder einen sechs Tonnen schweren Motor für ein Passagierflugzeug transportiert. Anspruchsvoll ist alles, und das macht die Sache für Yulia Sadovodova und ihr Team so reizvoll.
JOACHIM HORVATH